Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 252.jpg

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Vater, und nun müssen wir zwei auch daran und ihm helfen hüten.“ Dann stieg er mit ihr in ein Wirthshaus ab, und sagte heimlich zu den Wirthsleuten, heut’ Nacht sollten sie der Prinzessin die Kleider wegnehmen. Wie sie nun am Morgen aufwachte, hatte sie nichts anzuthun und die Wirthin gab ihr einen alten Rock und ein paar alte wollene Strümpfe, und that noch, als wärs ein großes Geschenk. Da glaubte die Prinzessin, er sey wirklich ein Schweinehirt, und hütete mit ihm die Heerde, und sprach: „ich habe es verdient mit meinem Stolz.“ Das dauerte acht Tage, da konnte sie es nicht mehr aushalten, denn die Füße waren ihr ganz wund geworden. Da kamen ein paar Leute und fragten, ob sie recht wüßte, wer ihr Mann wäre? Da sagte sie: „ja, ein Schweinehirt, er ist eben ausgegangen, mit ein wenig Band zu handeln.“ Sie baten sie aber mitzugehen, und führten sie ins Schloß hinauf, und wie sie in den Saal kam, stand da der Prinz in königlichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel und sie küßte, und sprach: „ich habe so viel für dich gelitten, da hast du auch für mich leiden sollen.“ Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und der’s erzählt hat, wollte, er wär’ auch dabei gewesen.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_252.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)