Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 321.jpg

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17.
Vom süßen Brei.


(Hessisch.) Einmal die uralte Fabel vom Krüglein, das nie versiegt, und das nur die reine Unschuld in ihrer Gewalt hat; (vergl. zumal die indische Erzählung von dem Kochtopf, in den man blos ein Reißkorn zu thun braucht und der daraus unaufhörlich Speise kocht. Polier II. 45.) dann die Sage vom Zauberlehrling in Göthes Lied; wiewohl sie eine Darstellung ohne Gleichen dort erhalten, so tritt doch die eigentliche tiefe Mythe nicht so klar hervor und der Nachdruck ruht auf der Herrschaft des Meisters. – Brei wie Brot als ursprüngliche, einfache Speise, bedeutet überhaupt alle Nahrung; sonst war es in Thüringen gebräuchlich zur Fastnacht Hirsenbrei zu essen, weil man glaubte, daß dann durchs ganze Jahr kein Mangel entstehen werde vgl. Prätor. Glückstopf S. 260. So stiftet auch die weise Frau zur Belohnung der Arbeiter ein Fest des süßen Breies.


18.
Die treuen Thiere.


(Aus der Schwalmgegend.) Eine schöne Verbindung mit dem Thiermärchen, wie sie in No. 74. des ersten Bandes vorkommt. Die Schonung der hernach dankbar helfenden Thiere ist auch in I. 16. vgl. die dortige Anmerkung und Nr. 63. wie im gestiefelten Kater. Im Pentameron V. 3. ein sehr eigenthümliches Märchen, das jedoch mit diesem weiter keine Gemeinschaft hat, von dem scarafone, sorece und grillo. Merkwürdig ist hier die Thätigkeit der Maus und wie sie den schlafenden Feind beißt; dies erinnert an Loki, der als Fliege die schlafende Freya sticht, damit sie das Halsband ablege. Die Thiere der Fabel sind nichts als verwandelte Helden und Menschen. – Der weiße eirunde Stein ist vermuthlich ein sogenannter Weise, isl. Jarknasteine (vgl. die Anmerkung zur Str. 8. des dritten Gudrunen-Lieds.)

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin 1815, Seite XXIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_321.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)