Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 II 352.jpg

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wenn die Braut am Hochzeittage sich ihrer nicht schämen, sie für Basen ausgeben und an ihren Tisch setzen wolle. Sie willigt ein, sie spinnen den Flachs weg, worüber der Bräutigam die Braut lobt. Als nun der Hochzeittag kommt, so stellen sich die drei abscheulichen Jungfern auch ein; die Braut thut ihnen Ehre an und nennt sie Basen. Der Bräutigam verwundert sich und fragt, wie sie zu so garstiger Freundschaft komme, „ach, sagt die Braut, durchs Spinnen sind alle drei so zugerichtet worden, die eine ist unten so breit vom Sitzen, die zweite hat sich den Mund ganz abgeleckt, darum steht ihr die Nase so heraus und die dritte hat mit dem Daumen den Faden so viel gedreht.“ Darauf ist der Bräutigam betrübt worden und hat zur Braut gesagt, sie sollt nun ihr Lebtage keinen Faden mehr spinnen, damit sie kein solches Ungethüm würde. – Eine mündliche Erzählung aus dem Corveischen stimmt im Ganzen damit, nur sind es zwei steinalte Frauen, welche drei Kammern voll Flachs spinnen, die eine dreht das Rad, die andere klopft blos mit dem Finger auf den Tisch, und so oft sie klopft, fällt ein Strang Garn fertig zur Erde.

Num. 15. (Hänsel und Gretel.) Vgl. den Eingang von nennillo e nennella im Pentamerone. Man hat dies schöne Märchen auch so, daß statt der Alten ein Wolf im Zuckerhäuschen sitzt und noch mehr Reime dabei vorkommen.

Num. 16. (Fix und Fertig.) In den Ammen-Märchen (Weimar 1791. 1792. 2. Bde.) steht ein ähnliches, aber wie alle in dieser Sammlung nicht rein aufgefaßtes Märchen, worin jedoch einige gute Umstände sind) Unterwegs sieht er zwei Tauben, eine weiß, die andere schwarz, sich beißen, die jagt er von einander. Als ihm nachher aufgegeben wird, einen Kranz aus dem Himmel und einen Brand aus der Hölle zu schaffen, fliegen die Tauben, die weiße jenen, die schwarze diesen zu holen. – Ameisen, die er mit Brot gefüttert, lesen ihm dankbar neun Malter neunerlei Getraide in einer Nacht aus einander und kommen aus allen Diehlenritzen hervor.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1815). Berlin: Realschulbuchhandlung, 1815, Seite LXII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_II_352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)