Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 126.jpg

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in den Haaren!“ – „Ach! lieber Mann, ich stand vor einem großen Marktbrunnen, die Leute jammerten weil kein Wasser darin war, und fragten mich, ob ich keine Hülfe wisse, da guckte ich hinein, er war so tief, daß mir schwindlicht wurde, ich wollte mich halten und da bin ich dir in die Haare gerathen.“ – „Du hättest nur sagen sollen, sie müßten den weißen Stein herausholen, der unten liegt, aber laß mich mit deinen Träumen in Ruh.“ Er legte sich wieder und schnarchte bald so abscheulich wie vorher. Die Frau gedacht: du mußt es noch einmal wagen, und riß auch das dritte Goldhaar heraus und warfs hinunter. Der Teufel fuhr in die Höh und wollte übel wirthschaften, die Frau aber besänftigte ihn, küßte ihn und sagte: „das sind böse Träume! Ein Mann zeigte mir einen Feigenbaum, der verdorren wollte und klagte, daß er keine Früchte trage, da wollte ich an dem Baum schütteln, ob wohl noch etwas herabfalle, und da habe ich deine Haare geschüttelt.“ – „Das wäre auch umsonst gewesen, an der Wurzel nagt eine Maus, wenn die nicht getödtet wird, so ist der Baum verloren, ist die erst todt, dann wird er schon wieder frisch werden, und Früchte tragen; aber plag mich nicht mehr mit deinen Träumen, ich will schlafen, und wenn du mich noch einmal aufweckst, so kriegst du eine Ohrfeige.“

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_126.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)