Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 258.jpg

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Mädchen in eine schöne Blume, die mitten in einer Dornhecke stand, ihren Liebsten Roland aber in einen Geigenspieler. Wie die Alte ankam, fragte sie den Spielmann, ob sie sich die Blume abbrechen dürfe, „o ja, antwortete der, nur will ich dazu aufspielen.“ Da kroch sie in die Hecke und suchte zu der Blume zu reichen; wie sie aber mitten darin war, fing er an zu spielen, und da mußte sie darnach tanzen und tanzen ohne Aufhören, daß ihr die Dornen die Kleider vom Leibe rissen und sie blutig stachen, so lang, bis sie todt hinfiel.

Da waren beide frei. Roland aber sprach zu dem Mädchen: „nun will ich heim gehen zu meinem Vater, und die Hochzeit bestellen.“ – „Da will ich mich indessen in einen rothen Feldstein verwandeln, und hier bleiben und warten, bis du wieder kommst.“ Da stand es als ein rother Stein und wartete lang auf seinen Liebsten, aber der kam nicht wieder und hatte sie vergessen, und als er gar nicht kommen wollte, ward es ganz traurig und verwandelte sich in eine Blume, und dachte, es wird mich ja bald jemand umtreten. Ein Schäfer aber fand die Blume, und weil sie so schön war, nahm er sie mit sich, und legte sie daheim in seinen Kasten. Von nun an aber ging es wunderlich bei dem Schäfer zu: wenn er des Morgens aufwachte, so war alles im Haus gethan, gekehrt,

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_258.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)