Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1812 I 341.jpg

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mit so einem reichen Herrn, und machte also keine Schwierigkeit mit ihm zu reiten. Da es Abend ward, als sie unterwegs waren fragte er sie:

„Der Mond scheint so hell
meine Pferdchen laufen so schnell
süß Lieb, reut dichs auch nicht?“

– „Nein, warum sollt michs reuen? ich bin immer bei Euch wohl bewahrt,“ da sie doch innerlich eine Angst hatte. Als sie in einem großen Wald waren, fragte sie, ob sie bald da wären? – „Ja, sagte er, siehst du das Licht da in der Ferne, da ist mein Schloß;“ endlich kamen sie da an, und alles war gar schön.

Am andern Tage sagte er zu ihr, er müßt auf einige Tage sie verlassen, weil er wichtige Affairen hätte, die nothwendig wären, aber er wolle ihr alle Schlüssel lassen, damit sie das ganze Castell sehen könnte, von was für Reichthum sie all Meister wär. Als er fort war, ging sie durch das ganze Haus, und fand alles so schön, daß sie völlig damit zufrieden war, bis sie endlich an einen Keller kam, wo eine alte Frau saß und Därme schrappte. „Ei Mütterchen, was macht sie da?“ – „Ich schrapp Därme, mein Kind, morgen schrapp ich eure auch!“ Wovon sie so erschrack, daß sie den Schlüssel, welcher in ihrer Hand war, in ein Becken mit Blut fallen ließ, welches nicht gut

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1812). Berlin 1812, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1812_I_341.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)