Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1843 II 475.jpg

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es noch weit bis dahin wäre, wo Menschen wohnten. Sie antwortete mir das Land, wo Menschen wohnten, das läge in weiter Ferne, und erzählte mit weinenden Augen in voriger Nacht wären die wilden Waldungeheuer gekommen, und hätten sie und das Kind von der Seite ihres Mannes weggeraubt, und in diese Wildnis gebracht. Dann wären sie am Morgen wieder ausgezogen, und hätten ihr geboten das Kind zu tödten und zu kochen, weil sie es, wenn sie zurückkämen, aufessen wollten. Als ich das gehört hatte, empfand ich großes Mitleid mit der Frau und dem Kinde, und beschloß sie aus ihrer Noth zu erlösen. Ich lief fort zu dem Baum, an welchem die drei Diebe aufgehängt waren, nahm den Mittelsten, der wohlbeleibt war, herab, und trug ihn in das Haus. Ich zertheilte ihn in Stücke, und sagte der Frau sie sollte ihn den Riesen zu essen geben. Das Kind aber nahm ich, und versteckte es in einen hohlen Baum, dann verbarg ich mich selbst hinter das Haus, so daß ich bemerken konnte wo die wilden Menschen herkämen und ob es Noth wäre, der Frau selbst zu Hilfe zu eilen. Als die Sonne untergehen wollte, sah ich die Ungeheuer von dem Berge herablaufen, sie waren gräulich und furchtbar anzusehen, den Affen an Gestalt ähnlich. Sie schleppten einen todten Leib hinter sich her, aber ich konnte nicht sehen wer es war. Als sie in das Haus kamen, zündeten sie ein großes Feuer an, zerrissen den blutigen Leib mit ihren Zähnen, und verzehrten ihn. Darnach nahmen sie den Kessel, in dem das Fleisch des Diebes gekocht war, vom Feuer und zertheilten die Stücke unter sich zum Abendessen. Als sie fertig waren, fragte einer, der ihr Oberhaupt

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1843). Göttingen 1843, Seite 475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1843_II_475.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)