Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 014.jpg

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großer Mann, der aber den Kopf nicht oben, sondern unter dem Arm hat. Hans spricht zu ihm „sette dinen Kop up, wie willt in Karten spelen“. Das Ungethüm thuts, und sie spielen mit einander. Hans verliert tausend Thaler, die er ihm in der nächsten Nacht zu bezahlen verspricht. Da geht es, wie in der vorigen. Der Soldat der dem Hans abermals beigegeben ist, friert und geht hinaus Feuer anzumachen: wie er sich bückt, wird ihm der Kopf abgehauen. Hans hört es wieder klopfen, da ruft er „kumm herin mit odder ohne Kop“. Das Gespenst tritt herein, den Kopf unter dem Arm, muß ihn aber aufsetzen, damit sie wieder spielen können. Hans gewinnt zweitausend Thaler von ihm, das Gespenst verspricht sie in der nächsten Nacht zu bringen. In dieser letzten ist der Anfang wieder derselbe, der Soldat der das Zimmer verläßt um Feuer anzumachen, wird von den Gespenstern in den Ofen gesteckt und muß darin ersticken. Zu dem Hans kommt der mächtige Geist, bringt ihm die schuldigen tausend Thaler und sagt ihm, er sollte sich geschwind fortmachen, sonst giengs ihm ans Leben: die Gespenster kämen alle zu einer großen Versammelung. Aber Hans will nicht und sagt „ick will iuch schon de Döre wiesen“. Beide streiten mit einander wer weichen soll, bis sie einig werden drei zu zählen, wer dann am ersten den Finger ins Schlüsselloch steckte, der sollte bleiben. Hans zählt, und der Geist ist zuerst mit dem Finger darin, da holt Hans ein Stückchen Holz und einen Hammer und keilt ihn fest, nimmt dann seine Peitsche und haut ihn so gewaltig daß der Geist verspricht sich nie mehr mit allen seinen Geistern im Schlosse sehen zu lassen, wenn er sich in dem kleinen Blumengärtchen hinter dem Schlosse aufhalten dürfte. Hans bewilligt das und läßt ihn los, da lauft der Geist gleich mit allem andern Gespenstervolk in den Garten. Der König läßt eine hohe Mauer darum bauen, das Schloß ist erlöst, und Hans kriegt die Königstochter zur Frau. Abermals mit eigenthümlichen Abweichungen in Wolfs Hausmärchen S. 328 und 408, bei Zingerle S. 281–290, bei Pröhle Kinder- und Volksmärchen Nr. 33. Niederländisch der kühne Soldat, in Wolfs niederländischen Sagen S. 517–22. Schwedisch Graakappen bei Molbech Nr. 14. Dänisch de modige Svend bei Molbech Nr. 29.

Uebrigens kommt in einer isländischen Erzählung ein ähnlicher Charakter vor: Hreidmar ist auch ein solcher scheinbarer Tölpel, der nur wünscht einmal zu wissen was Zorn ist und es auch erfährt.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)