Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 086.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


51.
Der Fundevogel.

Aus der Schwalmgegend in Hessen. Es wird auch erzählt daß die Köchin die böse Frau des Försters war, und Fragen und Antwort werden anders gestellt z. B. „ihr hättet die Rose nur abbrechen sollen, der Stock wäre schon nachgekommen“. Voß hat das Märchen in seiner Jugend erzählen hören und theilt Bruchstücke daraus mit in den Anmerkungen zu seiner neunten Idylle. Ein ähnliches Aufsuchen der Flüchtigen in Rolf Krakes Sage Cap. 2. Bei Colshorn Nr. 69. Verwandt ist das Märchen vom Liebsten Roland (Nr. 56).


52.
König Drosselbart.

Drei Erzählungen aus Hessen, den Maingegenden und dem Paderbörnischen. Die letztere hat einen andern Eingang. Nichts davon, daß der König die stolze Tochter zwingen will den ersten besten zu heirathen. Es kommt aber ein schöner Spielmann unter das Fenster des Königs, den er herauf rufen läßt; sein Gesang gefällt ihm und seiner Tochter. Der Spielmann bleibt längere Zeit am Hofe und wohnt der schönen Jungfrau gegenüber, so daß er in ihre Fenster und sie in seine blicken kann. Sie sieht einmal daß er mit seinen Fingern ein goldenes Rädchen anrührt, worauf ein schöner Klang daraus geht. Als er nun wieder kommt, bittet sie ihn das goldene Rädchen ihr zu bringen: er muß ihr zeigen wie es gespielt wird. Sie lernt es und verlangt von ihrem Vater auch ein solches Instrument; alle Goldschmiede des Reichs werden zusammen berufen, aber keiner ist im Stand es zu verfertigen. Da ist die Königstochter sehr traurig, und wie der Spielmann das bemerkt, sagt er wenn sie ihn zu heirathen Lust habe, wolle er ihr das künstliche Werk geben; aber sie spricht voll Hochmuth nein. Über eine Zeit sieht sie aus dem Fenster wie der Spielmann ein Häspelchen dreht, wobei die herrlichsten Töne klingen. Sie will es sehen und verlangt ein ähnliches, aber die Goldschmiede können noch weniger ein so kunstreiches Werk hervorbringen. Nun bietet ihr der schöne Spielmann Rädchen und

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)