Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 100.jpg

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der erwehrte sich in der entscheidenden Nacht des Schlafs und sah wie eine weiße Taube geflogen kam, eine Birne nach der andern abpickte und forttrug. Als sie mit der letzten fortfliegen wollte, gieng der Dummling nach, die Taube flog auf einen hohen Berg in einen Felsenritz. Der Dummling sah sich um, da stand ein graues Männlein neben ihm, zu dem sprach er „Gott segne dich!“ Das Männlein antwortete „Gott hat mich schon gesegnet, denn durch deine Worte bin ich erlöst!“ Dann sprach es er sollte hinab in den Felsen steigen, da würde er sein Glück finden. Er steigt hinunter und sieht die weiße Taube von Spinnegeweb umstrickt. Wie sie ihn erblickt, reißt sie sich durch, und wie der letzte Faden zerrissen ist, so steht eine schöne Jungfrau vor ihm, die eine Königstochter war, und die er gleichfalls erlöst hatte. Darauf vermählen sie sich miteinander.


58.
Der Hund und der Sperling.

Nach drei wenig abweichenden Erzählungen, die vollständigste ist aus Zwehrn und liegt zu Grund, die zweite, gleichfalls aus Hessen, hat einen andern Eingang. Eine Hirschkuh war mit einem jungen Hirsch ins Kindbett gekommen und bat den Fuchs Gevatter zu stehen; der Fuchs lud noch den Sperling dazu ein und dieser wollte noch den Haushund, seinen besondern lieben Freund dazu einladen. Der Hund aber war von seinem Herrn an ein Seil gelegt worden, weil er einmal von einer Hochzeit betrunken nach Haus gekommen war. Nun pickte der Sperling ein Fädchen nach dem andern vom Seil los, bis der Hund frei war; aber beim Gevatterschmaus versieht ers wiederum, übernimmt sich im Wein, taumelt auf dem Heimweg und bleibt auf der Straße liegen. Nun kommt der Fuhrmann, verspottet die Drohung des Sperlings und fährt den Hund todt. In der dritten Erzählung aus Göttingen ist weiter gar kein Eingang, es heißt blos „ein Vöglein und ein Hündlein gehen zusammen und kommen auf der Landstraße an eine Fahrgleise, da kann das Hündlein nicht, wie das Vöglein, darüber, und weil gerade ein Fuhrmann mit Weinfässern daher kommt, so bittet ihn das Vöglein, dem Hündlein darüber zu helfen, aber der bekümmert sich nicht darum und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)