Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 111.jpg

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tödten. Der Soldat geht in den Wald hinein, da sitzen die Raben die er vom Hungertod errettet hat, und sagen zu ihm „noch eine kleine Weile Geduld, das Einhorn hat nur ein gutes Auge, jetzt liegt es und schläft darauf, dreht es sich aber herum und legt sich auf das scheele Auge, so wollen wir ihm das gute auspicken. Da wird es wüthend werden, aber, weil es blind ist, in der Wuth gegen die Bäume rennen und mit seinem Horn sich festspießen“. Bald darauf wälzt sich das Thier im Schlaf und legt sich dann auf die andere Seite, da fliegen die Raben herzu und hacken ihm das gesunde Auge aus. Es springt auf und rennt sich in eine dicke Eiche fest. Nun haut ihm der Soldat den Kopf ab, bringt ihn dem König und erhält dessen schöne Tochter, die er zu seinem Herrn führt, von dem er königlich belohnt wird.

Niederländisch de dankbare Dieren in Wolfs Wodana Nr. 4. Ungarisch bei Gaal Nr. 8. Persisch in Touti Nameh (Nr. 21 bei Iken). Ein König stirbt und hinterläßt zwei Söhne. Der älteste eignet sich die Krone zu, der jüngste wandert aus. Er kommt zu einem Teich, wo eine Schlange einen Frosch ergriffen hat. Er ruft der Schlange zu, und diese läßt den Frosch los, der wieder ins Wasser hüpft. Um die Schlange zu entschädigen, schneidet er sich ein Stück Fleisch aus dem Leib. Für diese Wohlthaten sich dankbar zu erweisen, kommen beide, der Frosch und die Schlange, in Menschengestalt zu ihm und dienen ihm. Der Prinz geht in Dienste eines Königs, diesem fällt bei einem Fischfang sein Ring ins Wasser und er verlangt von dem Prinzen daß er ihn wieder heraufhole. Der Froschmensch nimmt seine Froschgestalt an, begibt sich ins Wasser und bringt den Ring herauf. Bald hernach wird die Tochter des Königs von einer Schlange gebissen, und niemand kann sie vom Tod erretten als der Schlagenmensch, der das Gift aus der Wunde saugt. Darauf gibt der König dem Prinzen seine Tochter zur Gemahlin. Die beiden treuen Diener nehmen jetzt ihren Abschied und geben sich zuvor zu erkennen als der Frosch dem er das Leben gerettet, und als die Schlange der er von seinem eigenen Fleisch zu essen gegeben hatte.

Bei Straparola das Märchen von Livoret (3, 2). In dem jüdischen Maasähbuch (Cap. 143 vom Rabbi Chanina) wird der König erst aufmerksam gemacht auf die Königstochter mit den goldenen Haaren durch ein einzelnes Haar, welches ein Vogel einmal (wie im Tristan) ihm auf die Achsel fallen läßt, und das er ihr, als sie im

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)