Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 367.jpg

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zwei Zähne im Munde habe, so sollt ihr meinem Herrn keinen Schaden thun.“ Am andern Morgen läßt der Herr alle Hunde bis auf den alten todt schlagen. Er kehrt hierauf mit seiner Frau wieder heim. Er reitet einen Hengst, die Frau reitet eine trächtige Stute. Der Hengst wiehert und spricht zur Stute „vorwärts, warum bleibst du so zurück?“ Die Stute antwortet „du trägst nur den Herrn, ich aber trage dreie, die Frau, das Kind mit dem sie guter Hoffnung ist und das Füllen in meinem Leibe.“ Der Mann lacht, als er das hört, und die Frau fragt ihn nach der Ursache. Der Mann weicht mit seinen Antworten aus, endlich sagt er „wisse ich muß augenblicklich sterben, so wie ich es sage.“ Aber sie quält ihn ohne abzulassen. Sobald sie zu Hause sind, bestellt der Mann einen Sarg, stellt diesen vor das Haus und sagt zu der Frau „ich werde mich in diesen Sarg legen und dir dann sagen warum ich gelacht habe, aber wie ich es ausspreche, werde ich sterben.“ Er legt sich hinein, wie er um sich blickt, so sitzt bei seinem Haupt der alte Hund von dem Meierhof. Die Frau muß ein Stück Brot bringen, das er dem Hund vorwirft, der es aber nicht ansieht. Da kommt der Haushahn gelaufen und pickt daran. Der Hund spricht „elender Nimmersatt, du kannst fressen, wenn du siehst daß der Hausherr sterben will.“ Der Hahn antwortet „mag er sterben, wenn er so dumm ist. Ich habe hundert Weiber, die rufe ich zusammen, wenn ich ein Körnlein finde, wenn sie aber herbeikommen, so verschlucke ichs selbst, und wollte es mit meinem Schnabel belehren, wenn sich eines dagegen auflehnen sollte. Er hat nur Ein Weib und ist nicht im Stande es zur Ruhe zu bringen.“ Wie der Mann das hört, springt er aus dem Sarg, ergreift einen Stock, gibt ihr einen Schlag auf den andern und ruft „das ist es, Weib! Das ist es!“ Man sieht die Erzählungen sind aus einer Wurzel aber in verschiedener Gestalt aufgewachsen, die schlichte Auffassung der Neger scheint die vorzüglichste, sie hat den mildesten und bedeutendsten Schluß: weil der Diener Gottes das anvertraute Geheimnis verräth, geht ihm die höhere Begabung verloren, und von einer Strafe der Frau, die nur eine natürliche Neugierde befriedigen wollte, ist keine Rede. Der Mann hat gefehlt, aber die Frau hat ihn dazu verleitet.

Das vierte Märchen erzählt von sechs Söhnen die der Vater vor sich kommen läßt, weil er wissen will was für einen Beruf sie zu ergreifen gedenken. Der eine will ein Krieger werden, der zweite ein

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_367.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)