Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 378.jpg

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und übertrift darin alle Thiere des Feldes. Will jemand es erhaschen, so springt es in seine Höhle, und gräbt man die Höhle auf, so entkommt es hinten. Darum nennt man es den König des Verstandes. Unter die andern Thiere hat es nur wenig Verstand ausgetheilt und mehr haben sie nicht. In einem deutschen Märchen (Nr. 75) rühmt sich der Fuchs einen mit Listen angefüllten Sack zu besitzen.

11. Wie den Insecten ihre Geschäfte zugetheilt werden. Die Insecten versammeln sich, gehen zu unserm Herrn und sprechen zu ihm „du hast einem jeden seine Arbeit gegeben, gib uns auch eine Arbeit, damit wir etwas zu essen haben.“ Als der Herr sie angehört hat, spricht er „wer will den Insecten ansagen daß sie morgen alle kommen.“ Der Kaufmann sagt „das kann die Grille thun.“ Kaufmann aber heißt ein Insect das mit großer Geschäftigkeit alles was es erlangen kann, in seiner Wohnung verkauft. Der Herr heißt also die Grille bei Anbruch der Nacht die Insecten zu benachrichtigen daß er sie morgen frühe sehen wolle. Um Mitternacht läßt ihr der Herr sagen daß es genug sei; sie würde sonst Kopfschmerz empfinden. Die Grille geht in ihre Höhle, streckt aber den Kopf heraus und gibt Nachricht, bis der Tag anbricht. Hierauf versammeln sich alle Insecten bis auf den Kaufmann und gehen zu unserm Herrn. Alle erhalten ein Geschäft und begeben sich wieder nach Haus. Späterhin kommt der Kaufmann und entschuldigt sich damit, daß er so viele Säcke habe auf seine Esel laden müssen, da wären die andern ihm zuvorgekommen. Der Herr ertheilt ihm nun ein Geschäft, „begib dich zu dem Eingang der schwarzen Ameisen, da wirst du viele Köpfe von ihnen finden, die sammle, fülle sie in deine Säcke, und lad diese auf deine Esel: dann zieh zum Markt, breite Strohmatten aus und verkaufe sie.“ So thut der Kaufmann, als er sich aber auf den Weg macht, wirft der Esel den großen Sack ab. Der Kaufmann ruft Leute herbei und spricht „helft mir den Sack aufheben.“ Aber niemand will es thun. Die kleinen rothen Ameisen (die sind so klein daß man sie kaum sieht) kommen, sie wollen aber ohne Lohn nicht helfen. Da spricht der Kaufmann „wenn der Markt zu Ende ist, will ich euch bezahlen.“ Nun helfen sie ihm den Esel laden. Der Kaufmann geht auf den Markt, verkauft seine Sachen und das Marktvolk verlauft sich. Als er heimzieht kommen die rothen Ameisen und sagen „Vater Kaufmann, gib uns was du uns schuldig bist.“ Er aber weigert sich und geht weiter. Auf dem Weg überfällt ihn ein

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)