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„sie sitzt auf ihrer Kammer,
sie beklagt ihren Jammer,
weint ihre Äuglein seidenoth,
weil der alte Herr Fuchs ist todt.“

„Sag sie ihr doch, Jungfer, es wäre ein junger Fuchs da, der wollte sie gerne freien.“ „Schon gut, junger Herr.“

Da gieng die Katz die Tripp die Trapp,
Da schlug die Thür die Klipp die Klapp.
„Frau Füchsin, sind Sie da?“
„Ach ja, mein Kätzchen, ja.“
„Es ist ein Freier draus.“
„Mein Kind, wie sieht er aus?“

„Hat er denn auch neun so schöne Zeiselschwänze wie der selige Herr Fuchs?“ „Ach nein,“ antwortete die Katze, „er hat nur Einen.“ „So will ich ihn nicht haben.“

Die Jungfer Katze gieng hinab, und schickte den Freier fort. Bald darauf klopfte es wieder an, und war ein anderer Fuchs vor der Thüre, der wollte die Frau Füchsin freien; er hatte zwei Schwänze, aber es gieng ihm nicht besser als dem ersten. Darnach kamen noch andere, immer mit einem Schwanz mehr, die alle abgewiesen wurden, bis zuletzt einer kam der neun Schwänze hatte wie der alte Herr Fuchs. Als die Wittwe das hörte, sprach sie voll Freude zu der Katze

„nun macht mir Thor und Thüre auf,
und kehrt den alten Herrn Fuchs hinaus.“

Als aber eben die Hochzeit sollte gefeiert werden, da regte sich der alte Herr Fuchs unter der Bank, prügelte das ganze Gesindel durch, und jagte es mit der Frau Füchsin zum Haus hinaus.


Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1843). Göttingen 1843, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1843_I_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)