ist, den häßlichen Popanz zu lieben, wenn man mich gegen ihn vergleicht! – Aber so sind die Weiber. Wer ihnen nur schmeicheln, und nach dem Munde reden kann, der ist ihnen lieb, und lieber noch, als der schönste und brävste Mann. – Und ich hatte sie lieb, habe sie noch so lieb, und auch Röschen hatte mich lieb; wir waren beide so einig, so zufrieden und glücklich: und nun auf einmal – Es ist nicht möglich! Auf einmal erlischt die Liebe nicht so ohne alle Ursache – auf einmal wird kein Weib ihrem Manne untreu. Er müßte sie nach und nach verführt haben; und da hätt’ ich doch auch Etwas davon merken müssen. Nein, das ist nicht geschehen. – Aber, Görge! könnte das alles nicht leere Einbildung von dir seyn? Wer weiß, warum sie „lieber Schnaps!“ gesagt hat? – Dahinter kommen möcht’ ich freilich –. Da fällt mir eben bei, was der Schäfer Martin letzten Sonntag in der Schenke gesagt hat. Er wüßte ein Mittel, sagte er, zu erfahren, ob die Weiber treu sind, oder nicht. Gut; ich will zu ihm
Benedikt Josef von Koller: Eine Posse in einem Aufzuge. Vierte Fortsetzung der beiden Billets. Blothe, Osnabrück 1804, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Koller_-_Der_Zauberstein.pdf/6&oldid=- (Version vom 12.9.2022)