das vorliegende Tiermärchen für ein ausschliesslich europäisches und volkstümliches Fuchsmärchen zu halten. Und wenn man weiter bedenkt, dass es im Norden sich in sowohl vollständigerer wie ursprünglicherer Form erhalten hat, so hat es ganz ohne Zweifel zu den anfänglich nordischen, vom Bären und Fuchse handelnden Märchen gehört, mit denen es dann von den germanischen Völkern unmittelbar oder mittelbar zu den Finnen, Kelten, Romanen, Südslaven und Griechen in Europa und ausserdem nach Afrika und Amerika gebracht worden, aber durch Vermittlung der ostslavischen Völker nur nach dem nördlichen Asien (Cb) gelangt ist. Endlich ist zu bemerken, dass es sich oft mit der im vorigen Kapitel besprochenen nordischen Märchenkette, deren Kern das Fischen mit dem Schwanze (VII) bildet, verbunden hat. Doch macht es kein ständiges Glied dieser Kette aus, da es in derselben keinen bestimmten Platz hat, und noch weniger ist es eine blosse Variante des Fischens mit dem Schwanze (VII), wie Benfey[1] glaubt, denn ebenso gut könnte man jedes beliebige vom Bären und Fuchse handelnde Märchen für eine Variante eines andern erklären. Es ist also als ein ursprünglich selbständiges Märchen an jene Märchenkette angefügt worden.
Nachdem wir nun den Entstehungsort des vorliegenden Märchens gefunden haben, hätten wir noch zu untersuchen, ob auch seine Entstehungszeit wenigstens ungefähr zu bestimmen ist. Da scheint denn das ausdrückliche Auftreten des namengebenden Fuchses als Gevatter oder Täufer, wenn man es mit der in den Tiermärchen aller europäischen Völker überall vorkommenden, aber besonders zwischen Bär (Wolf) und Fuchs bestehenden, Gevatterschaft (namentlich IX. Bh und Dd 3) zusammenstellt, die Ausbreitung des Christentumes im Norden als die äusserste Grenze für die Entstehungszeit unseres Märchens festzusetzen. Aber in dieser Hinsicht ist zu bedenken, dass in Russland, dem gelobten Lande der Gevatterschaften, der namengebende Fuchs meist nur als Hebamme auftritt, und was jene Gevatterschaft überhaupt betrifft, so kann sie auch ganz gut erst
- ↑ Gött. gel. Anz. 1871, S. 2093.
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)