Seite:Kurze Lebens-Notizen zu der Portrait-Gallerie merkwürdiger Luzerner auf der Bürgerbibliothek in Luzern.pdf/154

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Dieser kräfteraubende Einsatz lohnte sich: Dank grösserer Besucherzahlen - nicht zuletzt durch den Boom des Luzerner Fremdenverkehrs - konnte Marie Amrein-Troller ab 1896 den lange erhofften Weiterausbau des Lebenswerkes realisieren: Sie gründete das legendäre - zu seiner Zeit schweizweit einmalige - "Heimatmuseum", kaufte das "Stauffersche Museum schweizerischer Alpentiere" und richtete eine Bibliothek mit Lesesaal ein. Der Garten erhielt eine künstlich angelegte Gletschermühle und sogar eine SAC-Klubhütte mit Gletscherdiorama sowie das ursprünglich für die Landesausstellung 1896 in Genf geschaffene und heute noch populäre Spiegellabyrinth.

Der anhaltende Erfolg war ihr Lohn: In den Jahren um 1910 lösten bis zu 100'000 Besucher ihre Karten an der Gletschergarten-Kasse. Die Unermüdliche verstand es, für Ihr Familienunternehmen zu werben. Zusammen mit einer ihrer Töchter publizierte sie Broschüren über ihren Gletschergarten in 6 Sprachen, worunter Russisch und sogar Esperanto.

Geschmack für die Gestaltung von Interieurs und Ideenreichtum für Exponate holten sich dannzumal Mutter und Tochter bei gemeinsamen Reisen, Galerien-, Theater- und Museumsbesuchen in Stuttgart, Berlin, Dresden, St. Petersburg und bis nach Finnland.

Weitsichtig wie sie war, errichtete die Erfolgreiche eine öffentlich- rechtliche Stiftung zu Gunsten der schweizerischen, naturforschenden Gesellschaft, um so den Gletschergarten als Naturdenkmal zu erhalten und zu schützen.

In ihrem Haus an der Gesegnetmattstrasse 10 lebte sie als Nachbarin des Literatur-Nobelpreisträgers Carl Spitteler, nahm weiterhin regen Anteil am Geschehen im Gletschergarten und an den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten Ihrer Vaterstadt.

Selbst im hohen Alter blieb sie regsam, sammelte Zeitungsausschnitte über Alt-Luzern und Reproduktionen von Werken bedeutender Maler. Mit 82 Jahren schloss sich der Lebenskreis dieser unermüdlichen Frau welche mit der Rettung und Entwicklung des Gletschergartens nachhaltig Grosses für Luzern, für die Wissenschaft und unsere Nachwelt leistete.

Die Aufnahme in die Porträtgalerie erfolgte am 16. Oktober 2020. Porträtmaler: Bruno Müller-Meyer, Luzern