Am Oster-Morgen früh mit Sonnen-Aufgang pflegen die Brüder allenthalben, wo sie einen eigenen Begräbniß-Platz haben, nach Art der Orientalischen Kirche, die Gräber ihrer Mit-Geschwister zu besuchen; das nennen sie die Oster-Liturgie, darinnen aus dem Diptycho aller seit der vorigen Ostern in derselben Gemeine, und einiger anderwerts, entschlafenen Geschwister ihre Namen verlesen und die ewige Gemeinschaft mit ihnen bekannt und erbeten wird. Und an Solennität und liturgischer Schönheit dieser Handlung wird nicht leicht eine der Christlichen Verfassungen denen Brüdern den Vorzug streitig machen: Wie sie denn überhaupt aus schuldiger Achtung vor den Leibern ihrer Mit-Geschwister, ihre GOttes-Aecker ordentlicher und zierlicher als irgendwo, wie einen Garten des HErrn anlegen, einrichten und bepflanzen und dieselbe als eine Art eines Erb-Begräbnisses, um deren eins der Patriarch Abraham so verlegen war, nur für ihre Mit-Glieder ansehen. Und es ist einer ihrer Wünsche aus dem Alt-Lutherischen Liede:
- Dem Leib ein Räumlein gönn bey seiner Brüder Grab,
- Damit er seine Ruh an ihrer Seite hab.
David Cranz: Kurze Nachricht von der Kirche Unitas Fratrum. s.n., s.l. 1762, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurze_Nachricht_von_der_Kirche_Unitas_Fratrum.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)