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wie er sich ausdrückte. Ich holte aus meinem Wirtshause meine paar Sachen ab und machte mich mit meinem neuen Kameraden auf den Weg. Aber in Courtrai trafen wir die Leute nicht, die Malgaret dort zu finden gehofft hatte, und an Stelle ihres Geldes ging das unsrige flöten. Wir gaben die Hoffnung auf, die Leute anzutreffen und kehrten wieder nach Lille zurück. Ich besaß noch hundert Frank; mit denen spielte Malgaret in Lille auf gemeinsame Rechnung; er verlor sie zusammen mit seinem eigenen Gelde. Später erfuhr ich, daß er sich mit seinem Gegner verbündet hatte, um mich auszuziehen.

In dieser Not nahm ich meine Zuflucht zu meinen Bekanntschaften. Einige Fechtmeister, denen ich einige Worte über meine übele Lage gesagt hatte, gaben zu meinen Gunsten eine Fechtvorstellung, die mir ungefähr hundert Taler eintrug. Diese Summe schützte mich wieder für einige Zeit vor Not, und ich fing nun an, mich an öffentlichen Orten und Bällen herumzutreiben. Damals ließ ich mich in eine Verbindung ein, deren Umstände und Folgen über das Geschick meines ganzen übrigen Lebens entschieden haben. Nichts ist jedoch einfacher, als der Anfang dieser Episode meiner Geschichte.

Eines Tages begegne ich auf einem Ball einer galanten Frau, mit der ich bald auf bestem Fuße stehe; Francine schien mir sehr zugetan zu sein, und sie beteuerte mir jeden Augenblick ihre Treue, was sie jedoch nicht abhielt, öfters heimliche Besuche von einem Hauptmann des Geniekorps zu empfangen. Eines Tages überrasche ich die beiden in dem Moment, wie sie gerade in einem Hotel allein miteinander zu Nacht speisen. Von Wut gepackt, falle ich mit Faustschlägen über das bestürzte Paar her. Francine, ganz zerzaust, ergreift die Flucht, aber ihr Partner bleibt auf dem Platz. Gegen mich wird Klage erhoben, ich werde arretiert und ins Gefängnis abgeführt. Aber während der Untersuchungshaft erhalte ich häufig Besuche von Frauen meiner Bekanntschaft, die es sich zur Aufgabe machen, mich zu trösten. Francine erfährt dies, ihre Eifersucht erwacht, sie verabschiedet

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_082.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)