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Peitsche komme, werdet ihr schon lernen, euch ruhig zu verhalten!“ Wir ließen uns das nicht zweimal sagen, und man verhielt sich schön still. Am nächsten Tage kamen wir in Paris an, man führte uns die äußeren Boulevards entlang, und um vier Uhr nachmittags standen wir vor dem Gefängnis Bicêtre.

„Da sind wir nun,“ sagte Desfosseux, der an meiner Seite saß. „Siehst du das viereckige Gebäude? … Das ist das Gefängnis.“

Man ließ uns an einer Tür absteigen, vor der eine Schildwache stand. In der Kanzlei wurden wir nun registriert, unser Signalement sollte erst am nächsten Tage aufgenommen werden. Ich bemerkte jedoch, daß der Aufseher mich und Desfosseux mit besonderer Neugier ansah und schloß daraus, daß wir von Hurtrel bereits empfohlen waren: seit der Geschichte im Walde von Compiègne fuhr er uns stets eine Viertelstunde voraus.

Türen, die doppelt mit Eisen beschlagen waren, öffneten sich, und wir wurden auf einen großen, viereckigen Hof geführt, wo etwa sechzig Gefangene Barlauf spielten; sie schrien dabei so, daß das Haus dröhnte. Bei unserem Erscheinen wurde das Spiel unterbrochen, alle umringten uns, und besahen überrascht die Ketten, die wir anhatten. Desfosseux, der hier wie zu Hause war, stellte uns als die tüchtigsten Kerle des ganzen Departements vor.

Sobald man uns der Fesseln entledigt hatte, wurde ich in die Kantine geschleift. In zwei Stunden hatte ich tausend Einladungen zu genügen. Aber da kam ein großer Mann in Polizeimütze, der Saalinspektor, und führte mich in einen weiten Raum, der „Fort-Mahon“ genannt wurde. Hier zogen wir die Hauskleidung an, die aus einem halb schwarzen und halb grauen Anzug bestand. Der Inspektor sagte mir, ich sei zum Brigadier ernannt, das heißt, ich hätte die Austeilung der Lebensmittel zu besorgen. Ich bekam infolgedessen auch ein

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_121.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)