Seite:Landstreicherleben 141.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in die Arme. Der Anblick der gelben Beinkleider und bordierten Hüte verwirrt mich; ich mache eine Bewegung zu fliehen. Meine beiden Leute rufen mir „Halt! Halt!“ nach, und schicken sich an, ihre Karabiner zu spannen. Sie kommen auf mich zu, und da ich keine Papiere vorzeigen kann, dichte ich auf gut Glück eine Antwort:

„Ich heiße Duval, bin in Lorient geboren, bin Deserteur der Fregatte ‚Die Cocarde‘, die momentan auf der Reede in Saint-Malo liegt.“

Ich brauche nicht hinzuzufügen, daß ich diese Einzelheiten im Zuchthaus zu Brest erfahren hatte, wo jeden Tag Neuigkeiten aus allen Häfen einliefen.

„Was?“ rief der Brigadier. „Sie sind August … der Sohn des alten Duval, der in Lorient auf dem Marktplatz neben der ‚Goldenen Kugel‘ wohnt?“

Ich hütete mich wohl, das Gegenteil zu behaupten. Das schlimmste, was mir begegnen konnte, war, für einen entwichenen Galeerensträfling gehalten zu werden.

„Sapperlot!“ rief der Brigadier, „da tut’s mir wirklich leid, Sie verhaftet zu haben … aber, nun ist nichts zu machen … Ich muß Sie entweder nach Lorient oder nach Saint-Malo bringen.“

Ich bat ihn flehentlich, mich nicht nach Lorient zu bringen, denn ich fürchtete, mit meiner neuen Familie konfrontiert zu werden, im Falle die Identität meiner Persönlichkeit festgestellt werden sollte. Aber der Wachtmeister ließ mich gerade dorthin dirigieren, und ich kam am übernächsten Tage nach Lorient. Hier wurde ich in Pontaniau untergebracht, einem Arresthaus für Seeleute; das lag in der Nähe des neuen Zuchthauses, das mit Sträflingen von Brest bevölkert wurde.

Am nächsten Tage wurde ich vom Rekrutenkommissar vernommen und erklärte von neuem, ich sei August Duval und hätte ohne Erlaubnis mein Schiff verlassen, um meine Eltern zu besuchen. Dann führte man mich ins Gefängnis ab. Hier

Empfohlene Zitierweise:
Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_141.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)