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Minuten verflossen, als man an der Tür klopft. Die erstaunten Diebe sehen einander an ohne ein Wort zu sprechen. Diese Überraschung hatte ich ihnen bereitet. Man klopft wieder. Constantin legt den Finger auf den Mund und sagt leise:

„Es ist die Polizei, ganz gewiß!“

Ich stehe auf und schlüpfe unter das Bett. Die Schläge verdoppeln sich, man ist gezwungen, zu öffnen.

Im selben Moment stürzt ein Haufe von Inspektoren ins Zimmer. Constantin und vier andere Diebe werden verhaftet, man stellt eine Haussuchung an, man durchsucht das Bett, in dem Jouberts Geliebte schläft, man tastet sogar den Boden der Matratze mit einem Stock ab, aber ich werde nicht gefunden. Das hatte ich auch erwartet.

Der Polizeikommissar stellte ein mündliches Verhör an; es wird ein Inventar der gestohlenen Sachen aufgenommen, und diese werden mit den fünf Dieben auf die Präfektur gebracht.

Als alles vorbei ist, komme ich aus meinem Versteck heraus. Ich befand mich allein mit der kleinen Cornevin. Sie konnte sich über mein Glück nicht genug wundern und bat mich, bei ihr zu bleiben.

„Wo denkst du hin?“ antworte ich ihr, „und wenn die Polizei wiederkommt!“ und ich verließ sie mit dem Versprechen, sie auf der Estrapade wiederzusprechen.

Ich ging nach Hause, ruhte mich ein wenig aus und war zur bestimmten Stunde beim Rendezvous. Die Cornevin wartete auf mich. Ich hoffte durch sie eine komplette Liste aller Freunde Constantins und Jouberts zu erhalten. Da ich mit ihr gut stand, brachte sie mich mit ihnen zusammen, und in weniger als vierzehn Tagen wurden achtzehn Diebe verhaftet. Sie alle wurden wie Constantin zum Bagno verurteilt.

Beim Abmarsch des Sträflingstrupps erblickte mich Constantin und wurde wütend. Er wollte in Drohungen ausbrechen, aber ohne auf seine Schmähungen zu achten, ging ich auf ihn

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_335.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)