Seite:Landstreicherleben 372.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gänge besorgt, die im Winter so beschwerlichen verschiedenartigen Nachtrunden gemacht werden. Außerdem mußte die Sicherheitsbrigade die Polizeikommissare bei Haussuchungen und beim mündlichen Verhör unterstützen, die öffentlichen Versammlungen in und außerhalb der Stadt besuchen und die Eingänge zu den Theatern, die Boulevards, die Schenken vor den Toren und alle anderen Orte, wo sich Beutelschneider und Spitzbuben ein Rendezvous geben, überwachen. Welche Tätigkeiten mußten nicht diese achtundzwanzig Personen entwickeln, um so vielen Pflichten auf einem so großen Spielraum und an so verschiedenen Stellen zu gleicher Zeit zu genügen! Meine Agenten besaßen gewissermaßen das Talent sich zu vervielfältigen, und ich verstand es, Eifer und Pflichttreue in ihnen zu wecken und zu unterhalten: stets ging ich mit dem Beispiel voran.

Bis zum Moment meines Rücktritts hat die Sicherheitspolizei – die einzig notwendige Polizei, diejenige, die den größten Teil des Budgets beanspruchen sollte – hat die Sicherheitspolizei nie mehr als dreißig Mann in ihrem Dienste gehabt, und nie mehr als fünfzigtausend Franken jährlich gekostet, von denen fünftausend auf mich persönlich kamen. Ich sage, die Sicherheitspolizei ist die einzig notwendige. Denn die politische Polizei ist es nicht. Ich werde in Zukunft über die politische Polizei nicht schweigen können. Ich werde alle großen und kleinen Triebwerke der Maschinerie zeigen, die nicht für das allgemeine Wohl da ist, sondern nur für das Interesse dessen, der sie tüchtig schmiert. Denn politische Polizei heißt: eine Einrichtung, hervorgerufen durch den Wunsch, sich auf Kosten des Staates zu bereichern, dessen Unruhe man beständig künstlich in Atem hält. Politische Polizei ist gleichbedeutend mit dem Bedürfnis, Geheimgelder aus dem Budget zu beziehen; mit dem Bedürfnis gewisser Beamten, sich selbst als unentbehrlich zu zeigen, indem der Staat in angeblicher Gefahr gezeigt wird. Vielleicht bin ich so glücklich, den geringen Nutzen jener Agenten zu zeigen, welche immer Attentate verhindern, die niemand unternimmt, Verbrechen vereiteln,

Empfohlene Zitierweise:
Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_372.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)