Seite:Laster der Unzucht (Oest) 054.jpg

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als einen Ochsen, der über die höchsten Berge zu sehen wäre. *)

Ich weiß wol, daß man keine rohe Nation ihrer wenigen Tugenden wegen erheben muß; ich will auch nur blos durch ein Beispiel zeigen, daß nichts ein so gutes Mittel gegen sinnliche Laster ist, als Thätigkeit. Von dem Gegentheil zeugen Roms unnatürliche Sünden.

Ich folgere aus diesen Bemerkungen dies: Wenn wir nicht für die körperliche Erziehung und Abhärtung unserer Kinder Sorge tragen, so schränken wir die künftige Thätigkeit ihres Geistes und Körpers ein; so öfnen wir ihnen einen Weg zu allen Lastern und besonders zu dem Laster der Unkeuschheit.

Auf Gesundheit und Stärke des Körpers kömmt denn zuvörderst alles an. Wie wenige Eltern sehen aber bei der Erziehung mit aller Sorgfalt dahin, daß ihre Kinder gesund und stark werden! Der Ueberhand nehmende Luxus, durch den wir uns in Speisen, Getränken, Kleidung, Wohnung und Sitten immer mehr zu unserm eigenen wahren Misvergnügen von der Natur entfernen, die in allem so weise und zweckmäßig


*) Plutarch in dem Leben Lykurgs.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_054.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)