Seite:Laster der Unzucht (Oest) 111.jpg

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Absichten haben können, das ist durch manche Erfahrung bestätigt.

Der gewöhnlichste Fall bleibt indeßen doch derjenige, wo der Verführer seine unglückliche Lage selbst nicht kennt, sondern sich in dem Besitz eines schrecklichen Kunstgriffs froh und glücklich fühlt.

„Besonders giebt es unter der kleineren Jugend Verführer aus Dummheit und gutem Herzen, die in der Meinung, nichts Böses zu thun, sondern ihren Gespielen eine Freude zu machen, entdecken, was sie mißen. „Du, ich weiß was“, das ist die Losung von der gewöhnlich sich das Gespräch anfängt; oder „Du, sieh einmal her“, ist, indem sie sich selbst entblößen, der erste Schritt zur Verführung. Wir führen dieses an, damit man auf solche Unreden gleich aufmerksam werden möge.“

Wer je Knaben beobachtet hat, der weiß, wie wenige Zeit bei ihnen dazu gehört, von der ersten Verlegenheit im Anfange der Bekanntschaft mit andern ihres Alters bis zur größten Vertraulichkeit zu kommen. In einer Viertelstunde kennen sie sich so, daß sie einander alle ihre Besonderheiten gegenseitig mitgetheilt oder abgenommen haben. Offene Ohren und offene Herzen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Oest: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Laster der Unzucht verwahren könne. Wien 1787, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Laster_der_Unzucht_(Oest)_111.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)