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mit dem „Auge der Seele“, aber sein Blick dringt viel weiter als der der leiblich Sehenden, er sieht auch Zukünftiges und durchschaut mit Leichtigkeit das Dunkel, das unser Leben und Schicksal umhüllt.

Der „Aschuch“, besonders der blinde ist also ein sich vom Niveau gewöhnlicher Sterblicher erhebendes Wesen, ein Mensch, der durch langes Beten und Fasten die Gnade des heiligen Johannes des Täufers erlangt und dessen Zunge gewissermassen erst die Weihe gelöst hat. Und die Gnade des heiligen Johannes oder Karapet ist nichts geringes, denn er vereinigt in sich die Eigenschaften dreier altarmenischer Gottheiten und besitzt die Macht, die Menschen mit den Gaben zu beschenken, die jene ihnen einst erteilten. Er schenkt Tapferkeit wie einst der heidnische Wahaga, dann Schönheit wie Astrik oder Venus und Weisheit wie Anahid. Zudem gilt er noch für den Paten der heiligen Jungfrau, so dass ihm kein Heiliger an Macht und himmlischer Hoheit gleich kommt.

Dieser so mächtige Patron der Sänger

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)