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von den letzteren trennte, lässt sich nicht leugnen, aber es ist Thatsache, dass die Armenier bis zu Anfang unseres Jahrhunderts im Grossen und Ganzen unter dem Einflüsse der mahomedanischen Lebensauffassung standen und dem christlichen Abendlande geradezu fremd waren. Besonders war es die Sonderstellung der Frauen und deren Getrenntheit von den Männern, welche die Armenier lange von der abendländischen Welt fern hielt und der europäischen Kultur den Zutritt wehrte. Als der Andrang der letzteren immer stärker wurde, erschwachte natürlich allmälig die mahomedanische Beeinflussung, die nur eingeschlummerten christlichen Lebensgrundsätze erwachten wieder und mit ihnen erschloss sich auch die armenische Welt der europäischen Kultur. Die Europäisierung des Lebens ging jedoch nicht so leicht vor sich und sogar die gebildetere Klasse des Volkes brachte lange Jahrzehnte hindurch allen Neuerungen nur Misstrauen entgegen.

Unter solchen Umständen konnte natürlich so Manches, was im Abendlande längst

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Arthur Leist: Litterarische Skizzen. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:LeistLitterarischeSkizzen.pdf/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)