Seite:Lerne lachen ohne zu weinen 078.jpg

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– „Hier haben Sie ein Bildnis Hindenburgs. Und lassen Sie sich draußen in der Küche ein paar Butterbrote geben … Gott befohlen, junger Mann!“

– „Heißen Dank, gnädiger Herr. Wenn Sie wieder etwas brauchen: Nepomuk Schachtel, Hellseher und Original-Astrologe mit ff. indischen Erkenntnissen. Täglich von 9 bis 8, Sonntags geschlossen. Und empfehlen Sie mich in Ihrem werten Bekanntenkreise –!“



Die Franzmänner

sind bekanntlich Leute, die die Phrase meisterhaft beherrschen, mit zierlich gedrechselten Redensarten herumfackeln und hochtönend schwätzen. Der Deutsche, bieder, fromm und stark, handelt.

Mit Kriegsanleihe, zum Beispiel.

So er das aber nicht tut, erläßt er Proklamationen, und es hat sich im ganzen Lande für dergleichen ein einheitlicher Stil herausgebildet, der ebenso papiern wie großfressig immer da angewandt wird, wo er nicht hinpaßt.

Ein Zirkus besucht eine sächsische Provinzstadt. Der Bürgermeister bedankt sich dafür bei dem Zirkusdirektor – ein etwas ungewöhnlicher Vorgang, wenn man bedenkt, wen er unbeachtet in seinen Mauern weilen läßt. Er bedankt sich aber, und ich sehe ihn aufs Knöpfchen drücken. „Fräulein Bockmann soll mal reinkommen, zum Diktieren – und ich will jetzt nicht gestört werden!“ – und während Fräulein Bockmann dasitzt und still stenographiert, überkommt jenen die Erinnerung an Abukir und die Pyramiden, haben sich gut geschlagen meine Sachsen, nein, der Zirkus, Hindenburg, Versailles, Eckener, Großtat deutschen Geistes, wir sind ein armes

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Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)