Er nahm seinen Hut und stürmte ins Freie.
Weiche, linde Frühlingsluft wehte ihm entgegen, und der frische Wassergeruch der Alster belebte seine durch die Erregung matt gewordenen Nerven.
Der Sturm, der in seinem Innern tobte, machte ihn gegen alles Aeussere teilnahmlos ..., er schlug irgend einen Weg ein, und ohne dass er es wusste, wie er dahin gekommen, befand er sich in Winterhude.
Er trat in den Garten des Fährhauses und setzte sich in eine der Lauben, die in frischem Grün prangten.
Der Kellner brachte ihm auf seine Bestellung ein Glas Bier und starrte ihn neugierig an.
Das erhöhte Ludwigs Nervosität und brachte ihn noch mehr in Aufregung.
Er warf ihm ein Geldstück hin, und ohne das Bier anzurühren, verliess er den Garten.
Dann ging er am Wasser zurück, und ganz allmählich beruhigte er sich etwas.
Ja, ruhig musste er sein, sonst konnte er nicht klar sehen, und nicht die Wahrheit erkennen.
Und er glaubte an seine Ruhe, während das aufgeloderte Misstrauen wahre
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/111&oldid=- (Version vom 10.11.2016)