„Steigen Sie man ein, Herr, – steigen Sie ein ... und die Adresse?“
„An der Alster, No. – – – aber nur schnell, Kutscher, schnell!“
„Ja, Herr, ja!“ und der Mann peitschte auf den müden Gaul ein, dass dieser sich hoch aufbäumte, und dann wie rasend davon rannte.
Endlich hielt der Wagen.
Ludwig sprang hinaus und betrat sein ödes Haus.
Eine matte Dämmerung erfüllte schon sein Zimmer, aber er drehte trotzdem das elektrische Licht an.
Da, – von seinem Schreibtisch glänzte ihm etwas Weisses entgegen.
Ein Brief! Von ihr!
Es zuckte in ihm, und sein erster Impuls war, hinauf zu stürzen und sie zu suchen.
Aber eine Scheu, eine Angst, eine Hoffnung, – ein undefinierbares Gefühl liess ihn an der Thür umkehren.
Das Schreckliche noch aufschieben! Erst den Brief lesen! Vielleicht war seine Angst grundlos gewesen, – vielleicht hatte sie ihm nur ...
Er ergriff den Brief und wog ihn in der Hand.
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/120&oldid=- (Version vom 10.11.2016)