Seite:Liebe (Hennie Raché).djvu/23

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sagte sie wieder so ruhig, wie sie alles sagte.

„Auch? Aber ich habe doch gar nicht gesagt – – –“

„Ich glaube es aber. Und Sie sagten vorhin ja selber, dass Sie auch sinnlich geliebt sein wollen. Oder ich sagte es, und Sie bestätigten es. Aber ich kann mir vorstellen, dass eine grosse seelische Liebe nötig ist, um sich auch körperlich zu Ihnen hingezogen zu fühlen, – und nicht wahr, Sie sagten, dass Sie bis jetzt von niemand geliebt worden sind?“

„Von niemand,“ wiederholte er dumpf.

Sie betrachtete ihn schweigend, dann sagte sie plötzlich ganz unvermittelt:

„Ich gehe jetzt nach Hause, – – Adieu, Herr Schmidhammer.“

Er sah sie erschrocken an. Sie ging, sie ging von ihm fort!

„Leben Sie wohl,“ sie reichte ihm die Hand, und „auf Wiedersehn“ setzte sie zögernd hinzu.

„Auf Wiedersehn,“ sagte er freudig, wurde aber gleich wieder traurig.

„Auf Wiedersehn ... ach, aber wann?“

Sie schwieg einen Augenblick nachdenklich, dann sagte sie mutig:

„Ich mache jeden Vormittag, wenn

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/23&oldid=- (Version vom 24.10.2016)