Sie hatte noch niemand ihre Liebe geschenkt, ... sie hatte gewartet, .. immer gewartet auf den einen, der dieser Liebe würdig war und der ebenfalls noch ein reines, unberührtes Herz besass.
Nun träumte sie von jemand, der sie liebte, der sie anbetete und bewunderte, der sie so sah und sie schön fand, der sie sanft und auch glühend liebkosen würde, .. jemand, der .....
Ein Schauer durchrann ihren Körper.
„Mich friert,“ sagte sie leise.
Es kam aber nicht von der Kälte, denn es war warm in dem Zimmer.
Aber vor ihre Seele war das Bild Ludwig Schmidhammers getreten und sie meinte seine glühenden, flehenden Augen auf sich gerichtet zu sehen.
Da empfand sie plötzlich, dass sie nackend war und bedeckte mit der Hand ihren Busen, während sie ihre Augen schloss und von neuem erschauerte.
Schnell stieg sie in das kalte Wasser. ....
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/38&oldid=- (Version vom 24.10.2016)