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sahen den Rauchwölkchen nach und träumten den Traum des Augenblicks.

Die Minuten vergingen so in glücklichem Schweigen.

Dann warf sie den Rest der Cigarette in den Aschenbecher und erhob sich.

„Ich muss jetzt gehen!“

„Schon?“ Welche Trauer lag in dem einen Wort!

„Ja!“

Er wagte keinen Widerspruch, sondern half ihr beim Anziehen.

Sie stand vor ihm in der knappen Tuchjacke, den Pelzhut in die Stirn gedrückt, und sah ihn an.

Er rührte sich nicht, – er war glücklich, dass ihre Augen ihn anblickten.

Sie war im Begriff, ihre Handschuhe anzuziehen, – aber sie that es nicht, sondern steckte sie wieder in die Tasche und blieb noch immer vor ihm stehen.

Und dann fasste sie plötzlich seinen Kopf mit ihren blossen Händen und presste ihre Lippen auf seinen Mund ... küsste ihn mit einem langen, leidenschaftlichen Kusse ........

Dann liess sie ihn los – und ehe er zur Besinnung kam, war sie verschwunden. – – – – – –

Ludwig war in die Knie gesunken.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/46&oldid=- (Version vom 24.10.2016)