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lieben. Sie däuchten sich Auserwählte unter Millionen, und ihre Liebe führte sie hoch hinweg über alles Irdische ...

So kam Weihnachten heran. Sie verlebten das Fest natürlich gemeinsam.

Er war bei ihr, und diese beiden aufgeklärten, freigeistigen Menschen benahmen sich wie zwei Kinder, – hatten Geheimnisse, Ueberraschungen, und waren ausgelassen vor Freude über die Geschenke, die sie sich gegenseitig machten.

Sie empfanden nicht einmal das Bedürfniss, beide allein zu sein, sondern liessen sich die Gesellschaft der Tante an diesem Tage gern gefallen.

Die Härten, die ihre Seelen durch die jahrelange Vereinsamung angenommen und deren Klarheit getrübt hatten, fielen von ihnen ab, – und diese Liebe machte sie nicht egoistisch, sondern selbstlos und gut. –

Der Zauber, den Lea schon früher auf alle Menschen, die mit ihr in Berührung kamen, ausgeübt hatte, machte sich jetzt noch stärker geltend ... sie war hinreissend liebenswürdig und gut, und sogar ihre Tante fühlte zum erstenmal etwas wie Liebe für ihre Nichte.

Zwei Tage vor Weihnachten hatte Ludwig mit Lea eine Unterredung gehabt.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/57&oldid=- (Version vom 10.11.2016)