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ich auch für alle Leute ... Lea bin ich nur für Dich!“

Die Tante verstand sie nicht, aber Lea sah ihren Verlobten strahlend an, und er küsste sie verständnisinnig.

Kurz vor dem Souper verschwand Lea eine kleine Weile, und als Ludwig sie suchte, fand er sie im Nebenzimmer, ganz versunken in dem Anblick des Gemäldes, das er ihr geschenkt.

Er trat an ihre Seite. Sie blickte glücklich zu ihm auf.

„Es ist so schön, – das Gemälde – – welche Freude hast Du mir damit gemacht! Ich liebe das Schöne so sehr! Sieh nur, wie rein, wie klassisch die Linien dieses Gesichtes sind!“ und sie schmiegte sich an ihn.

Sein Gesicht hatte sich bei ihren Worten umdüstert.

„Du liebst das Schöne so sehr ... was liebst Du denn an mir?“

„Alles!“ sagte sie einfach. „Ich finde Dich auch schön!“

„Aber ich bin es nicht!“ erwiderte er heftig, „ich bin hässlich ... und eines Tages wirst Du es vielleicht bemerken!“

„Nie!“

Es klang so ernst und feierlich wie ein Gelübde.

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/61&oldid=- (Version vom 10.11.2016)