Seite:Liebe (Hennie Raché).djvu/78

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doch auf jeden Fall ausgeschlossen. Merkwürdig war es allerdings, dass die junge Frau anscheinend nur Augen für ihren Mann hatte, und für die fernere Umgebung nur das allerkonventionellste Lächeln.

Die sonderbarsten Gerüchte waren über die beiden im Umlauf. Einige meinten, er habe sie hypnotisiert, damit sie ihn heiraten solle, denn es sei doch nicht auszudenken, dass ein vernünftiges Mädchen sich ohne zwingende Gründe an einen solchen Mann kette.

Andere behaupteten, sein wunderbares Geigenspiel habe sie hingerissen und sie wäre seine Frau geworden unter der Bedingung, dass er ihr täglich vorspiele. Wieder andere wollten wissen, dass die Räumlichkeiten in ihrer Wohnung stets künstlich verdunkelt seien, damit die arme junge Frau das schreckliche Gesicht ihres Gatten nicht zu sehen brauche .... jeder aber schwor darauf, die Ehe wäre entschieden eine platonische, denn andernfalls müsse man die Frau, die ja die besten Partien in Hamburg hätte machen können, für wahnsinnig halten.

Alle Welt beschäftigte sich also mit dem ungleichen Paar, als ob sie in der kleinsten Provinzstadt lebten.

Ludwig und seine Frau kümmerten

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/78&oldid=- (Version vom 10.11.2016)