Seite:Liebe (Hennie Raché).djvu/80

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und sie sang nie laut, sondern liess die Töne förmlich durch das Gemach schweben.

Dabei lag sie in ihrem Schaukelstuhl, verschränkte die Hände hinter dem Kopfe und die strahlenden Augen nahmen einen träumerischen Glanz an.

Ja, diese Abendstunden waren reizend.

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So ganz, ganz allmählich wich der Winter und machte dem Frühling Platz.

Dem Frühling!

In anderen Ländern die heiss ersehnteste Jahreszeit, ist der vielbesungene Lenz für die bemitleidenswerten Städte, welche zwischen der Nordsee und der Ostsee liegen, keineswegs ersehnenswert.

„Wollen wir reisen?“ fragte Ludwig seine Frau, als das Aprilwetter mit seinem beständigen Nebel und Regen die Strassen Hamburgs in einen noch kläglicheren Zustand versetzte, als sie sich für gewöhnlich schon befinden.

Lea war sofort einverstanden.

So ging es denn fort, ohne bestimmtes Ziel, – wo es ihnen gefiel, wurde Halt gemacht.

Für Lea war das Reisen mit ihrem Manne ein ungeahnter Genuss, und sie

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/80&oldid=- (Version vom 10.11.2016)