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„Auch unsere Liebe? Lea, auch unsere Liebe?!“

Sie antwortete nicht gleich, sondern sah ihn schweigend an, und heisser Kummer erfüllte ihr Herz.

„Gärt es schon wieder, Ludwig?“

Er senkte die Augen.

„Hast Du vergessen, dass ich sterbe, wenn Du wieder zweifelst?“

„Ach Lea, verzeihe mir! aber Du bist so sehr anders als andere Frauen, so ganz, ganz anders. Siehst Du, ich glaube ja so fest an Deine Liebe und Treue, und dennoch bin ich eifersüchtig ... eifersüchtig auf alles, – auf die Dinge, die Deine Hand berührt, auf die Menschen, mit denen Du redest, und auf die Gedanken, die Du denkst! Warum weiss ich nicht alles, was Du denkst? Alles, alles, auch den Schatten eines Gedankens?“

„Ludwig, müssen denn wir immer unsere Gedanken aussprechen, verstehen wir uns nicht so?... Gerade, dass wir uns verstehen, ohne dass wir zu reden brauchen, ist ja das Schöne, das Wunderbare an unserer Liebe!“

Er fühlte sich wieder beschämt.

Ihre Liebe war so hoch, so rein, – und er, – er wagte immer von neuem

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/90&oldid=- (Version vom 10.11.2016)