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Lea war begeistert von diesem Dörfchen und Ludwig nicht minder.

Hier hatte er sein Weib ganz allein für sich, hier wurde sie nicht bewundert und angegafft, hier kümmerte sich niemand darum, dass Lea schön und er hässlich war. Niemand zerbrach sich den Kopf über das sonderbare Paar, – – vielleicht, weil diese Naturmenschen noch an Liebe glaubten, oder auch, weil sie nichts von Liebe wussten.

Und wie reizend wurde nun ihr Leben!

Zum erstenmal fast in ihrer Ehe verspürten sie jenen Hauch von ruhigem, wunschlosem Glück, das die Menschen zu Göttern macht, zum erstenmal fühlte Ludwig keinen Zweifel und Lea keine Trauer mehr.

Das kleine schmucklose Zimmer im „Hotel Seeshaupt“ sah wirkliches Glück.

Wenn sie des Morgens erwachten, sich noch halb schlaftrunken anblinzelten, – sich dann in die Arme sanken, und im Herzen Gott unbewusst dankten, – – das war Glück, reines Glück ...

Zehn Schritte vom Hotel entfernt waren Badekabinen, wo die wenigen Sommergäste, Männer und Frauen, zusammen baden

Empfohlene Zitierweise:
Hennie Raché: 'Liebe. Roman'. G. Müller-Mann’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1901, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebe_(Hennie_Rach%C3%A9).djvu/94&oldid=- (Version vom 10.11.2016)