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Vorwort zur elften Auflage.

Mehr als ein Jahr ist seit der Ermordung des Gymnasiasten Ernst Winter in Konitz verflossen, und immer noch hat die That keine Sühne gefunden. Die Judenschaft frohlockt und wiegt sich in dem Traum, daß auch dieses Verbrechen, wie einst die gleichartigen Morde in Skurz und Xanten, bald in Vergessenheit geraten werde. - Diese Schrift ist aber von mir zu dem ausgesprochenen Zwecke herausgegeben, der Wachehaltung des Volksgewissens zu dienen. “Das Gewissen des deutschen Volkes darf nicht zur Ruhe kommen, bis der Konitzer Blutmord aufgeklärt und gesühnt ist,“ so schrieb ich am Schlusse meines Vorwortes zur ersten Auflage. Noch ist diese Aufgabe nicht erfüllt. Aber es sind inzwischen trotz der verzweifelten Anstrengungen der Juden und Judengenossen, das Büchlein totzuschweigen, zehn starke Auflagen in Deutschland verbreitet worden, und die Nachfrage ist immer noch im Steigen, sodaß ein Neudruck jetzt notwendig wurde. - Daraus schöpfe ich die Hoffnung, daß es den vereinten Anstrengungen aller Vaterlandsfreunde doch noch gelingen wird, von unserem Vaterlande die Schmach und Schande abzuwehren, daß auch der dritte im Zeitraume von 15 Jahren bei uns verübte Blutmord keine Sühne findet und das Wort der Broschüre zutrifft, daß „das, was stets straflos bleibt, schließlich gilt und wiederholt werden darf.“

In der vorliegenden 11. Auflage ist die Aufzählung geschichtlich beglaubigter Ritualmorde aus früheren Zeiten fortgeblieben. Wer sich darüber unterrichten will, findet eine vollständige Zusammenstellung in dem Werke „Die Juden und das Christenblut.

Dagegen ist der Inhalt durch eine Darstellung des wichtigen Prozesses gegen Moritz Lewy vervollständigt worden, und einige Bilder sind neu hinzugekommen.

Als Fingerzeig für eine zweckmäßige Verbreitung der neuen Auflage über das ganze Reich kann das bisherige Verhalten der Judenpresse dienen. Man hat dort den Titel der Broschüre niemals, selbst nicht in den Berichten über die Verhandlungen des Reichstages vom 4.-7. Februar und des preußischen Abgeordnetenhauses vom 8. und 9. Februar über den Konitzer Mord erwähnt, obwohl jene Verhandlungen gerade durch die Broschüre hervorgerufen waren. Man wollte damit möglichst Bestellungen bei den Buchhändlern verhindern.-

Daher möge Jeder, der im Interesse der Sache die Verbreitung der Broschüre fördern will, seinen Bedarf von einer oder mehreren Sortimentsbuchhandlungen seines Wohnortes unter Angabe des Verlages (Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, Berlin, NW, Paulstr. 15) beziehen.-

Im übrigen verweise ich auf meine Ratschläge im Vorworte zur ersten Auflage.

Berlin, Pfingsten 1901.

M. Liebermann von Sonnenberg.

Empfohlene Zitierweise:
Max Liebermann von Sonnenberg: Der Blutmord in Konitz. Deutschnationale Buchhandlung und Verlags-Anstalt, Berlin 1901, Seite III. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liebermann-_Blutmord_Konitz-_04-Vorwort_11-Auflage.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)