Z. z.: Die Ausstellung in Dresden | |
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Wer von Fremden den entzückenden Blick von der Bastei bei Raden auf der Elbe und den Vorgrund der sächsischen Schweiz that, verweilt auf Dahl’s Bild von dieser Bastei, das hier mit ausgestellt ist, und wornach auch in der Ritter-Arnoldischen Kunsthandlung ein colorirter Kupferstich jetzt zu kaufen ist, mit Vergnügen. In diesem Dahl, der bereits Mitglied der Akademie ist, erblüht für das Fach, welches auch diesmal in der Ausstellung das begünstigte ist, und überhaupt in Dresden am besten gedeiht, eine frische aufsprießende Hoffnung, da mancher alte Stamm verwelkt oder ganz gesunken ist. Aber auch Klengel hat sich in Traugott Faber einen braven Schüler gezogen. Was von ihm, als einem Mitgliede der Akademie, im Professorzimmer hängt, ist gut erfunden und wacker angeführt. Die von ihm treu nach der Natur hingezauberte Gegend aus unserm großen Garten erregte allgemeine Theilnahme. Natürlich! denn das ist auch eine Art von Porträt. Die Copie nach Mynauts gefällt Kennern am meisten. Wer so copirt, kann selbst ein Meister werden. Professor Richter’s Sepiazeichnung vom Schloß Altenburg erinnert lebhaft an Zingg’s Schule. Aber warum so wenig, wo so viel da wäre? Von dem Director der Leipziger Kunstakademie, V. H. Scherer, sehen wir sein eigenes Porträt. Wer ihn kennt sagt, es sei wahr und brav. Dann wünschen wir ihm aber von Herzen Kraft und Gesundheit. Von Kupferstichen können wir noch nichts ansagen, sie werden wohl noch kommen. Aber seit gestern sind zwei Blumen- und Fruchtstücke von einem Meister in Bamberg, dessen Namen uns Niemand sagen konnte, angekommen, die alle Achtung verdienen. Es wird schon noch Succurs anlangen. Diese leeren Wände werden sich schon noch füllen. Die Durchreisenden aber und Fremden sind damit sehr unzufrieden. Viele Kunstfreunde können durchaus nicht begreifen, wozu der Ritter von Grassi in Rom eine so ansehnliche Pension genießt, und nicht einmal dafür sorgt, daß die mit einem königlichen Stipendium in Rom studirenden Dresdner jungen Künstler etwas zum Augustustag, wo jeder Sachse gern etwas brächte, hierher schicken. Das ist von Seiten des Aufsehers und der ihm untergebenen Zöglinge der Akademie um so weniger zu verzeihen, als eine solche Aufmerksamkeit und Anerkennung der Wohlthat, die den jungen Männern zufließt, auch ihrer Denkart wohl anstehen würde. Professor Vogel, dessen schönes Bild vom Pabste eine Zierde der vorjährigen Ausstellung war, hat auch nichts geschickt. Aber er wird selbst von Rom kommen, und, wie man sagt, hier unmittelbar vom König beschäftigt werden; da liegt in der Reide volle Entschuldigung. Noch sind wir im Professorzimmer, und denken auch hier noch zu verweilen. Was in den vier übrigen Sälen zu sehen ist, davon soll künftig gesprochen werden. Nur so viel noch zum Trost: Die ermüdenden Copien nach unseren Gallerien haben, den Musen sei Dank, sehr abgenommen.
Z z.: Die Ausstellung in Dresden. Brockhaus, Leipzig 1820, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Literarisches_Wochenblatt_1820_Die_Ausstellung_in_Dresden.djvu/2&oldid=- (Version vom 17.11.2024)