Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/291

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mehr Böses verübte, wurde er in ein Gefängniß gesetzt auf Lebenslang. Aber der neue Eidam gefiel dem König sehr wohl, und er umarmte denselben inbrünstig und gab ihm noch deßelbigen Tages sein Töchterlein Brunolde, und ließ ihn mit vieler Pracht unter einem Thronhimmel umher tragen und zum Könige krönen.

Aber wie glücklich das neue Paar lebte, kann Niemand beschreiben. Brunnenhold half dem Vater ein Bißchen mit regieren und konnt es bald recht ordentlich und fand es leichter, als ers sich gedacht hatte, obwohl er es niemals gelernt hatte. Und da er so gerecht und so mild war, gewann ihn das ganze Volk bald von Herzen lieb.

Von seinem Waidwerk ließ Brunnenhold aber nicht ab, obwohl er zu regieren hatte. Es waren der schädlichen Thiere zu viel in den Wäldern, der mußten weniger werden. Seine treuen Thiere halfen ihm dabei munter und lustig; und wenn die Jagd gut war, blieben sie alle vier über Nacht im Walde, und kamen des andern Abends erst wieder, von Brunolden sehnlichst erwartet.

Aber einmal kam der Jäger nicht wieder. Er hatte gejagt weit umher und hatte kein Wild getroffen. Er wollte schon wieder heimkehren, da kam eine weiße Hindin aus dem Gebüsch, der setzte er mit seinen Thieren nach; aber sie war ihnen zu schnell und zu klug, und hatte sie am Ende so weit geführt, daß er nicht wußte, wo er war. Er suchte den Heimweg und fand ihn nicht. Die Sonne war schon eine Weile unter und er mußte mitten im Walde auf einem weiten Platz bleiben, wo schöne Kräuter wuchsen und ein klarer Quell sprudelte. Sein Löwe jagte noch umher und brachte ihm einen Hasen, als der Mond schon aufgegangen war.

Er streifte den Hasen ab und weidete ihn aus; steckte zwei Aeste in den Rasen, die oben ein Gäblein hatten, und legte in die Gabeln