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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

das alles ghört auf ein andern sein Konto! – Seit damals bin ich in keiner Kirchn mehr gwesn und mein Mutter – die erst aus Angst um mich und dann von selbn z’ Haus bliebn is – geht a in keine und so sein wir a recht ordentliche Familie wordn! Freilich, a Müh kost’s schon, bis’s einer so weit bringt, aber ich hab’s so weit bracht und jetzt – jetzt probier’s du auch, Pfarrer!

Hell (ergriffen). Du bist unglücklich! Sepp, du magst in der Absicht gekommen sein, mich zu beleidigen; ich weiß von diesem Augenblicke an von nichts, als daß du unglücklich bist.

Sepp (heftig). Ich brauch dein Mitleid net!

Hell. Biete ich dir denn Mitleid allein? Sollte dir, dir allein unter Tausenden, der Trost so ganz ferne liegen, den ich dir bieten kann? O, wecke in dir nur ein Fünkchen Vertrauen! Glaube nur das, daß ich auch jenen gerne dienen will, die sich meine Feinde nennen!

Sepp. Haha! Was ziehst denn so sanfte Saiten auf? – Gott bewahr mich, daß ich je ein Dienst von dir erbetteln müßt! So weich du jetzt auch tust, wo du mich fangen willst – du würdst mir’s doch eintränken, du würdst mir’s doch nit vergessen wo ich dich heut nacht ghabt hab!

Hell. Rede offen, deute nicht immer an! Wo hast du mich denn heute, wo ich nicht schon gestern zu haben war? Um was bin ich über Nacht schlechter geworden in deinen Augen? Ich verstehe dich nicht.

Sepp (wild). Laugnst vielleicht, daß du der Dirn, der Ann, gut bist?!

Hell (sieht erschreckt auf Sepp).

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)