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Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2

habn wir kein Arg ghabt, die Bäum warn so stämmig und stolz und von alle Zweig hat’s gsungen und pfiffen – ’s Gras war so frisch und grün und die Bleameln drin so wunderliab – so sein wir weiter und weiter, bis wir auf einmal gmerkt habn, daß wir weit abseits vom gwohnten Weg kämma sein, da war’s freilich gleich aus mit aller Herrlichkeit und wir habn allzwei zum Flehnen angfangt, wir habn furchtsam um uns gschaut und die Bäum sein völlig vor unsere Augn in d’ Höh gschossen und aneinandergruckt, als wollten s’ den Himmel verdecken und uns nit durchlassen, und ’s Gras is so an uns naufgestrichen, als wachset’s uns im Handumkehr übern Kopf – aber ich bin zerst gfaßt gwesn, bin kuraschiert vorgegangen und hab richtig heimtroffen! … Kein Mensch hat mir damals ’n gweisten Weg zeigt, kein Mensch zeigt mirn leicht heut, aber mit der Hilf Gottes hab ich mich damaln zrechtgfunden, mit der Hilf Gottes – der nit wolln kann, daß der rechtschaffene, brave Mann wegn mir dummen Derndl leiden soll – werd ich mich auch diesmal zrechtfinden, und drum will ich kuraschiert vorangehn!

Klopfen.


Dritte Szene
Vorige. Michel.


Michel (tritt ein). Guten Tag!

Annerl (erstaunt). Bist du’s, Michel?

Michel (verlegen). Freilich, freilich!

Annerl. Willst mitn hochwürdigen Herrn reden? Er is noch nit z’ Haus kämma.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld. Aus: Ludwig Anzengrubers sämtliche Werke. Band 2. Wien 1922, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Anzengrubers_s%C3%A4mtliche_Werke_II_066.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)