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In der Kunst Ludwig Richter’s hat das Landschaftliche eine sehr bedeutsame Stelle; in jene kleinen und doch so unerschöpflich reichen Compositionen, an die man zuerst denkt, wenn Richter’s Name genannt wird, die durch den volksthümlichen Holzschnitt schon längst zum Gemeingut der Nation geworden sind, ist der Reiz landschaftlicher Poesie auf das mannigfachste verflochten, in tausendfältigen Zügen erkennt man hier die Hand eines Meisters, der mit dem Wesen landschaftlicher Schönheit innig vertraut ist. Eine Zeit lang hat sich Ludwig Richter der Landschaftsmalerei ganz ausschliesslich gewidmet; sie war das Gebiet, dem sich seine Neigung am frühesten zuwandte, schon unter dem Einfluss des ersten künstlerischen Unterrichts, den er vom Vater empfing. Dieser selbst, der die Kupferstecherkunst übte, versuchte sich in landschaftlichen Zeichnungen mit Vorliebe und einem nicht gewöhnlichen Talent, dessen Ausbildung ihm jedoch unter dem harten Druck der äussern Verhältnisse versagt blieb; öfters ist Richter in späteren Jahren durch die Wahrnehmung überrascht worden, dass eine ganz ähnliche Naturauffassung, wie sie bei ihm sich entwickelte, schon den Arbeiten des Vaters zu Grunde lag[1]. Mit ihm gemeinschaftlich radirte er, kaum fünfzehn Jahre alt, eine Reihe von Ansichten Dresdens und der sächsischen Schweiz, kurze Zeit nachher selbständig eine andere Folge solcher Ansichten, in denen sich seine künstlerische Eigenthümlichkeit schon in manchen Zügen vernehmlich ankündigte.


  1. S. Otto Jahn. Biographische Aufsätze. 221 ff.: Mittheilungen über L. Richter. Auch für das Folgende verweise ich hier auf diese vorzügliche Biographie des Künstlers.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Lücke: Landschaften von Ludwig Richter. Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Richter_Landschaften.pdf/4&oldid=- (Version vom 12.12.2020)