Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 239.jpg

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nicht konnen frey vbels thun, darumb es zu ehren ist auch den frumen, ob sie wol seyn nicht durffen Endlich aber fasset ers alles ynn die liebe vnd beschleusset es ynn das exempel Christi, wie der vns than hat, das wyr auch also thun vnd yhm nach folgen.

Am viertzehenden leret er die schwachen gewissen ym glawben seuberlich furen vnd yhr schonen, das man der Christen freyheyt nicht brauche zu schaden sondern zu foderung der schwachen, denn wo man das nicht thut, da folget zwitracht vnd verachtung des Euangeli, daran doch alle not ligt, das es besser ist, den schwach glewbigen eyn wenig weychen, bis sie stercker werden, denn das allerding die lere des Euangeli sollt vntergehen, Vnd ist solchs werck eyn sunder werck der liebe, das wol auch itzt von noten ist, da man mit fleysch essen vnd ander freyheyt, frech vnd rauch, on alle nott, die schwachen gewissen zu ruttelt ehe sie die warheyt erkennen.

Am funfftzehenden, setzt er Christum zum exempel, das wyr auch die andern schwachen dulden, als die sonst geprechlich sind ynn offentlichen sunden odder von vnlustigen sitten, wilche man nicht mus hynwerffen, sondern tragen bis sie auch besser werden, Denn also hat Christus mit vns than vnd thut [26] noch teglich, das er gar viel vntugent vnd boser sitten, neben aller vnuolkomenheyt an vns tregt, vnd hilfft on vnterlasß.

Darnach zum beschlus bitt er fur sie, lobet sie vnd befillhet sie Got vnd zeygt seyn ampt vnd predigt an, vnd bitt sie gar seuberlich vmb steure an die armen zu Jerusalem, vnd ist eyttel lieb dauou er redet vnd da mit er vmbgeht. Also finden wyr ynn diser Epistel auffs aller reychlichst, was eyn Christen wissen sol, Nemlich, was gesetz, Euangelion, sund, straff, genad, glawb, gerechtigkeyt, Christus, Gott, gutte werck, liebe, hoffnung, creutz, sey, vnd wie wyr vns gegen yderman, er sey, frum odder sunder, starck odder schwach, freund odder feynd, vnd gegen vns selber halten sollen, datzu das alles mit schrifften trefflich gegrundt, mit exempel seyn selbs vnd der propheten beweysset, das nichts mehr hie zu wunschen ist. Darumb es auch scheynet, als habe Sanct Paulus ynn diser Epistel wollen eyn mal ynn die kurtz verfassen, die gantz Christliche vnd Euangelische lere, vnd eyn eyngang bereytten ynn das gantze allte testament. Denn on tzeweyfel, wer dise Epistel wol yhm hertzen hat, der hat des alten testaments liecht vnd krafft bey sich. Darumb las sie eyn iglicher Christen yhm gemeyn vnd stettig ynn vbungen seyn, da gebe Gott seyn gnade zu, Amen.

Das letzt Capitel ist eyn gruss Capitel, Aber darunter vermisscht er gar eyn edle warnung fur menschen leren, die da neben der Euangelische lere eynfallen vnd ergernis anrichten, gerad als hette er gewißlich ersehen, das aus Rom vnd durch die Romer komen sollten, die verfurischen ergerlichen Canones vnd decretales vnd das gantz geschwurm vnd gewurm menschlicher gesetzen vnd gepotten, die itzt alle welt erseufft vnd diese Epistel vnd alle heyllige schrifft sampt dem geyst vnd glawben vertylget haben, das nichts mehr da blieben ist, denn der Abgott, Bauch, des diener sie hie Sanct Paulus schillt, Gott erlose vns von yhnen, Amen.

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_239.jpg&oldid=- (Version vom 14.10.2016)