Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 270.jpg

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7 Es hat aber nicht yderman das wissen, denn etliche machen yhn noch eyn gewissen vber dem gotzen, vnd essens fur gotzen opffer, damit wirt yhr gewissen, weyl es so schwach ist, befleckt. 8 Aber die speyse fordert vns fur Got nicht, Essen wyr, so werden wyr drumb nicht besser seyn, Essen wyr nicht, so werden wyr[1] drumb nichts weniger seyn.

9 Sehet aber zu, das dise ewr freyheyt, nicht gerate zu eynem anstos der schwachen. 10 Denn so dich (der du das erkentnis hast) yemand sehe zu tisch sitzen ym gotzen hauß, wirt nicht seyn gewissen, die weyl es schwach ist, verursacht das gotzen opffer zu essen? 11 vnd wirt also vber deynem erkentnis der schwache bruder vmbkomen, vmb wilches willen Christus gestorben ist. 12 Wenn yhr aber alßo sundiget an den brudern, vnd schlaget yhr schwachs gewissen, so sundigt yhr an Christon. 13 Darumb, ßo die speyse meynen bruder ergert, wolt ich nicht fleysch essen ewiglich, auff das ich meynen bruder nicht ergere.

Das Neunde Capitel.

Bynn ich nicht eyn Apostel? byn ich nicht frey? hab ich nicht vnsern hern Jhesum Christ gesehen? Seyt nicht yhr meyn werck ynn dem hern? 2 byn ich andern nicht eyn Apostel, ßo byn ich doch ewr Apostel, Denn das sigel meynes Apostel ampts, seyt yhr, ynn dem hern. 3 Wenn man mich fragt, so antwort ich also, 4 Haben wyr nicht macht zu essen vnd zu trincken? 5 haben wyr nicht auch macht eyne schwester zum weybe mit vmbher zufuren, wie die andern Aposteln vnd die bruder des hern, vnd Kephas? 6 odder haben alleyn ich vnd Barnabas nicht macht das zuthun? 7 Wilcher reyßet yhe mals auff seynen eygen sold, Wilcher pflantzt eyn weyn berg, vnd isset nicht von seyner frucht? Odder wilcher weydet eyne herdt, vnd isset nicht von der milch der herden.

8 Rede ich aber solchs auff menschen weyse? saget nicht solchs das gesetz auch? 9 Denn ym gesetz Mosi steht geschrieben, Deut. 25.Du solt dem ochsen nicht das maul verstopfen, der da dreschet.(Sorget) Got sorget fur alle ding, aber er sorget nicht, das fur die ochsen geschrieben werde, denn sie konden nicht lesen. Sorget Gott fur die ochsen? 10 odder saget ers nicht aller ding vmb vnser willen? Denn es ist iah vmb vnser willen geschrieben. Denn der do pfluget, sol auff hoffnung pflugen, vnd der da dreschet, sol auff hoffnung dreschen, das er yhenes hoffnung teylhafftig werde. 11 So [110] wyr euch das geystliche haben geseet, ists eyn groß ding, ob wyr ewr fleyschlichs erndten? 12 So aber andere diser macht an euch teylhafftig sind, warumb nicht viel mehr wyr?

Aber wyr haben solcher macht nicht brauchet,(nicht braucht) Sihe der Apostel verschonet ßo fast der schwacheyt an den andern, das er auch alles des sich enthelt da er macht als eyn Apostel, da zu auch der andern Apostel exempel zu hatt. sondern wyr vertragen allerley, das wyr nicht dem Euangelio von Christo eyn hyndernis machen. 13 Wisset yhr nicht, das die da schaffen ym tempel, die neeren sich des tempels, vnd die des altars pflegen, geniessen des altars? 14 Also hat der herr befolhen, das die das Euangelion verkundigen, sollen auch vom Euangelio sich neeren. Jch aber habe der keynes braucht.

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_270.jpg&oldid=- (Version vom 17.10.2016)
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