Seite:Luther Das Newe Testament Deutzsch 390.jpg

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15 Szo aber eyn bruder odder schwester blos were, vnd mangel hetten der teglichen narung, 16 vnd ymand vnter euch spreche zu yhn, Got beradt euch, wermet euch vnd settiget euch, vnd gebet yhn aber nicht, was des leybs notturfft ist, was hulffe sies? 17 Alßo auch der glawbe, wenn er nicht werck hat, ist er tod an ym selber.

18 Aber es mocht yemand sagen, Du hast den glawben, vnd ich habe die werck, Zeyge myr deynen glawben mit deynen wercken, so will ich auch meynen glawben dyr zeygen mit meynen wercken, 19 Du gleubist das eyn Gott ist? Du thust wol dran, die teuffel gleubens auch vnd zittern.

Gen. 22.20 Wiltu aber wissen du eytteler mensch, das der glawbe on werck todt sey? 21 Jst nicht Abraham vnser vater durch die werck rechtfertig worden, do er seynen son Jsaac auff dem alltar opffert? 22 Da sihistu, das der glawbe mit gewirckt hat an seynen wercken, vnd durch die werck ist der glawbe vollfuret, 23 vnnd ist die schrifft erfullet, die da spricht, Abraham hat Got geglewbt, vnd ist yhm zur gerechtigkeyt gerechnet,Gen. 15. vnd ist eyn freund Gottis geheyssen, 24 Szo sehet yhr nu, das der mensch durch die werck rechtfertig wirtt, nicht durch den glawben alleyne, 25 Desselben gleychen die hure Rahab, ist sie nicht durch die werck rechtfertiget,Josue. 2. da sie die boten auff nahm, vnd lies sie eynen andern weg hynaus? 26 Denn gleych wie der leyb on geyst, tod ist, also auch der glawbe on werck ist todt.

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Das Dritte Capitel.

Ljeben bruder, vnterwinde sich nicht yderman lerer zu seyn, vnd wisset, das wyr deste mehr vrteyl empfahen werden, 2 denn wyr sundigen alltzumal viel, Wer aber auch ynn keynem wort sundiget, der ist eyn volkomener man, vnd kan auch den gantzen leyb ym zaum hallten, 3 Sihe, die pferde hallten wyr ynn zeumen, das sie vns gehorchen, vnd lencken den gantzen leyb, 4 Sihe, die schiffe, ob sie wol so gros sind, vnd von starcken wynden getrieben werden, werden sie doch gelenckt mit eynem kleynen ruder, wo der hyn will, der es regirt, 5 Also ist auch die zunge eyn kleyn gelid, vnd richt gros ding an.

Sihe eyn kleyn fewr, wilch eynen wallt zundet es an? 6 vnd die zung ist auch eyn fewr, eyn wellt voll vngerechtigkeyt, also ist die zunge vnter vnseren gelider, vnd befleckt den gantzen leyb, vnd zund an allen vnsern wandel, wenn sie von der helle entzund ist.

7 Denn alle natur der thierer vnd der vogel vnd der schlangen vnd der meerthier werden getzemet vnd sind getzemet von der menschlichen natur, 8 aber die zunge kan keyn mensch zemen, das vnrugige vbel, voll todlicher gifft, 9 Durch sie benedeyen wyr Got den vater, vnd durch sie maledeyen wyr die menschen nach dem gleychnis Gottis gemacht, 10 Aus eynem mund gehet benedeyung vnd maledeyung, Es soll nit, lieben bruder, also seyn, 11 Quillet auch eyn brun aus eynem loch suss vnnd bitter? 12 kan auch, lieben bruder, eyn feygenbawm ole, oder eyn

Empfohlene Zitierweise:
Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch. [Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.], Wittenberg 1522, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Luther_Das_Newe_Testament_Deutzsch_390.jpg&oldid=- (Version vom 7.10.2016)