Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 052.jpg

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ein Mal.“ – „Ja,“ antwortete der Vogel, „wenn du mir die goldene Kette giebst, welche du in deiner Hand trägst!“ – „Du sollst sie haben!“ sagte der Goldschmidt, „nur singe mir dein Liedchen.“

Da kam der Vogel, und nahm in die rechte Klaue die Kette, und flog zurück auf das Dach, und wiederholte seinen Gesang, daß der Goldschmidt mit offenem Munde stehen blieb, und die Leute auf der Straße vor Verwunderung zusammenliefen.

Hierauf flog der Vogel weg mit seiner Kette, und setzte sich auf das Haus eines Schuhmachers. Der saß eben in seiner Werkstatt mit seiner Frau, den Gesellen und den Lehrburschen, und hielt in den Händen ein Paar kostbare, mit Gold und Edelsteinen besetzte seidene Schuhe, und als er an nichts weniger dachte, so ließ der Vogel vom Dache sein Wunderlied hören:

Meine Mutter schlug den Kopf mir ab,
Des Vaters Magen ward mein Grab,
Marlenechen, mein Schwesterlein,
Legt’ in ein Tüchlein mein Gebein,
Und grub es auf des Hofes Raum,
Wohl unter dem Maßholderbaum;
Tireli, tireli, seht mich,
Was für ein schöner Vogel bin ich!

Da stürzte der Schuster heraus mit Frau und Burschen und Gesellen, die Schuhe aber behielt er in seiner Hand, und nachdem er den Vogel auf dem Dache entdeckt hatte, so sprach er: „Mein Goldvöglein, singe mir dein schönes Liedchen noch ein Mal!“ – „Umsonst thue ich es nicht,“ antwortete der Vogel, „wenn du mir aber die Schuhe giebst, welche du in der Hand hältst, so will ich das Lied wiederholen.“ Da hielt ihm der Schuhmacher die zwei goldbeschlagenen Schuhe hin, welche ihm der Vogel aus der Hand nahm, und sie mit der linken Klaue festhielt. Hierauf