Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 068.jpg

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daß eine Schlangenkrone mir ein großes Glück verschaffen würde. Geschwind, mein Sohn, zeige mir den Platz, wo du sie gesehen hast, ich will, ich muß diese Krone besitzen.“

Der Königssohn aber rieth seinem Vater, von einem so gefährlichen Unternehmen abzulassen. „Seht,“ sprach er, „nur mit der größten Mühe bin ich selbst der Todesgefahr entronnen, darum begebt Euch nicht in gleiche Gefahr.“ Aber der König ließ sich nicht abhalten. „Wenn Du nicht mitgehen willst,“ sagte er, „so will ich es allein versuchen.“ Da ließ er sich sein schnellstes Pferd satteln, und ritt hinaus an den Ort, den ihm sein Sohn bezeichnet hatte. Er war aber kaum an den Bach gekommen, als eine ungeheure Menge von Schlangen sich ihm entgegen stellte, und ihm eine solche Furcht einjagte, daß er augenblicklich wieder umkehrte.

Der König gab aber deswegen die Hoffnung noch nicht auf, zum Besitze der Schlangenkrone zu gelangen. Er schickte viele seiner besten Reiter und Soldaten an den Platz; aber Alle erschraken vor der Menge und dem Zorne der Schlangen, so daß sich keiner getraute, unter sie hin zu reiten, und also unverrichteter Sache wieder zurückkehrten. Da versprach der König dem, der ihm eine Schlangenkrone bringen würde, einen Theil seines Landes, und ließ dies in seinem ganzen Reiche bekannt machen.

Zu dieser Zeit aber lebte in einem Thale ein Mann und eine Frau, die hatten keine Kinder gehabt. Der Mann war einst in den Wald gegangen, und hatte da ein kleines Kind gefunden, das hatte er zu sich genommen, und es auferzogen; er und seine Frau aber hielten es, wie ihr eigenes Kind, und liebten es als ihre Tochter. Das Mädchen aber wuchs heran, und ward schön und fromm, und hütete die paar Ziegen und Schaafe, die den Reichthum ihrer Aeltern